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Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen, die eine dringende Reform erfordern. Trotz Überschüssen in den letzten Jahren zeichnet sich ab, dass die GKV spätestens ab Mitte der 2020er Jahre in Defizit geraten wird. Eine Studie des IGES-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2019 prognostizierte diese Entwicklung, die sich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 bereits bewahrheitet hat. Die 95 gesetzlichen Krankenkassen schlossen das erste Halbjahr 2024 mit einem Defizit von 2,2 Milliarden Euro ab, während die Einnahmen 159,1 Milliarden Euro und die Ausgaben 161,3 Milliarden Euro betrugen.
Die Hauptkostentreiber sind die gestiegenen Ausgaben für Krankenhausbehandlungen (um 7,9 Prozent, 3,6 Milliarden Euro) und die höheren Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln (um zehn Prozent, 2,5 Milliarden Euro). Gesundheitsökonom Dr. Richard Ochmann vom IGES-Institut erklärt, dass die beitragspflichtigen Einnahmen durchschnittlich um 3,8 Prozent pro Jahr gewachsen sind, während die Leistungsausgaben um 4,8 Prozent gestiegen sind. Der zusätzliche Finanzbedarf der GKV wurde teilweise durch Steuerzuschüsse des Bundes und den Abbau der Finanzreserven der Krankenkassen gedeckt. Die Differenz wurde durch Beitragssteigerungen finanziert, wodurch der gesetzlich festgelegte Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent im Jahr 2019 auf 1,6 Prozent im Jahr 2023 stieg.
Um die Finanzierungsprobleme der GKV zu lösen, werden verschiedene Reformvorschläge diskutiert. Einige Experten fordern eine Erweiterung der Beitragsbemessung auf alle Einkunftsarten, eine Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel und eine Anhebung der Alkohol- und Tabaksteuern. Das „Berliner Konzept“ enthält direkt umsetzbare Vorschläge für eine GKV-Strukturreform, die die Finanzierungsprobleme durch Herausnahme versicherungsfremder Leistungen aus dem GKV-Leistungskatalog, Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel und Anhebung der Alkohol- und Tabaksteuern lösen soll.
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