https://www.aerzteblatt.de berichtet:
Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) kritisiert in einem politischen Forderungspapier die Ungleichgewichte bei der Erstattung von Arzneimitteln und die Belastung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) durch den ausländischen Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Die Unternehmen des pharmazeutischen Großhandels arbeiten seit Jahren am Rande der Wirtschaftlichkeit, wie der Verband erklärt.
Das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Februar 2024 besagt, dass gesetzliche Preisuntergrenzen bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln durch den Großhandel nicht durch Skonti oder andere Rabatte unterschritten werden dürfen. Der Phagro fordert, den Großhandelszuschlag von 73 Cent als Mindestpreis zu erhalten und die Struktur der gesetzlichen Großhandelsvergütung zu überprüfen, da diese seit 2012 unverändert fortbesteht und durch Strukturveränderungen im Arzneimittelmarkt nicht mehr angemessen ist.
Der Phagro-Vorstandschef Marcus Freitag kritisiert die kontinuierlich steigenden Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel und die unzureichende Vergütung bei generischen Arzneimitteln. Er betont, dass die Preisbildung von Arzneimitteln reformiert werden muss, um das System bezahlbar zu halten. Grüne Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta und CDU-Gesundheitspolitiker Georg Kippels betonen die Notwendigkeit, neuartige Preisbildungsmechanismen wie Pay for Performance zu berücksichtigen und die unzureichende Vergütung generischer Arzneimittel zu verbessern.
Der Phagro kritisiert auch die Lagerhaltungspflichten für pharmazeutische Unternehmen, die großen Kosten verursachen ohne einen spürbaren Nutzen für die Versorgung zu bringen. Zudem beklagt der Verband, dass der pharmazeutische Großhandel und die Apotheken gegenüber ausländischen Arzneimittelversendern benachteiligt werden, was unnötig die GKV belastet. Ein Verbot des Versands verschreibungspflichtiger Arzneimittel aus dem Ausland wird von einigen Politikern abgelehnt, da dies europarechtlich schwierig umzusetzen wäre.
Insgesamt fordert der Phagro eine Überprüfung der Preisbildung und der Vergütungssysteme im Arzneimittelbereich, um die Belastung der GKV zu reduzieren und das System bezahlbar zu halten[1][2][5].
Mehr dazu auf: https://www.aerzteblatt.de Pharmagroßhandel sieht Schieflage bei Arzneimittelerstattung – Deutsches Ärzteblatt