https://www.aerzteblatt.de berichtet:
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen, die sich aus dem demografischen Wandel, steigenden Krankheitskosten und der Notwendigkeit, die Versorgungsstrukturen zu optimieren, ergeben. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), betont in einem Impulspapier die Notwendigkeit, Fehlanreize für medizinisch nicht notwendige Leistungserbringungen zu beseitigen, um eine offene Rationierung zu vermeiden und höhere Gesundheitsausgaben zu verhindern.
In einer älter werdenden Gesellschaft wird der Bedarf an medizinischer Versorgung steigen, während qualifiziertes medizinisches Personal eine immer kostbarere Ressource wird. Forschung und Entwicklung verbessern die Versorgung, machen diese aber auch teurer. Hecken sieht jedoch Möglichkeiten, Strukturen anzupassen, um ohne Abstriche an der Versorgungsqualität knapper werdende personelle und finanzielle Ressourcen zu optimieren.
Ein zentraler Punkt ist die Ambulantisierung. Deutschland weist einen erheblichen Nachholbedarf in diesem Bereich auf. Der medizinisch-technische Fortschritt ermöglicht es, stationäre Leistungen ohne Risiken für die Versorgungsqualität ambulant zu erbringen. Die Digitalisierung und telemedizinische Monitoringsysteme bieten Chancen, diese Entwicklung weiter zu verfolgen.
Die geplante Krankenhausreform bietet die Chance, nicht bedarfsgerechte Versorgungsangebote abzubauen und aufwändige Doppelstrukturen zur Erbringung spezialisierter Leistungen zu vermeiden. Eine Ordnung der Krankenhäuser nach ihren Versorgungsaufträgen (z.B. Grundversorger, Maximalversorger oder Spezialversorger) ist für Patientensicherheit und effizienten Einsatz von Geldern weiterhin notwendig.
Die Evaluation der hausarztzentrierten Versorgung (HzV) in Baden-Württemberg hat eindrucksvolle Effekte gezeigt, wie Wartezeiten verkürzt und die Versorgungsqualität verbessert werden können, während Ausgaben gesenkt werden. Hecken spricht von einer zwingenden Bestandteil der Regelversorgung, die auch durch Beitragszuschläge für Versicherte, die eine solche Versorgung nicht wünschen, aufrechterhalten werden kann.
Pimpertz schlägt vor, einen Teil des GKV-Beitragssatzes in einen monatlich zu zahlenden Betrag umzuwandeln, der je nach Versorgungsmodell variieren kann. Dies könnte die Versicherten kostenbewusst bei der Wahl der Versorgungsmodelle unterstützen.
Zusammengefasst, sind die Herausforderungen der GKV durch den demografischen Wandel, steigende Krankheitskosten und die Notwendigkeit, Versorgungsstrukturen zu optimieren, geprägt. Durch Ambulantisierung, Digitalisierung und flexible Vertrags- und Vergütungsstrukturen können diese Herausforderungen angegangen werden, ohne die Versorgungsqualität zu beeinträchtigen.
Mehr dazu auf: https://www.aerzteblatt.de GKV-Analyse: Ohne Anpassungen droht offene Rationierung – Deutsches Ärzteblatt